Das belegt eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Sie basiert auf einer Befragung von rund 50.000 Migrantinnen und Migranten zwischen 18 und 65 Jahren.
Ein Viertel der Migranten denkt über Wegzug nach – drei Prozent haben konkrete Pläne
Laut der Studie, die zwischen Dezember 2024 und April 2025 durchgeführt wurde, möchten rund 57 Prozent der Befragten dauerhaft in Deutschland bleiben. Rechnet man dies auf die Gesamtzahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland hoch, entspricht das etwa 5,7 Millionen Menschen.
Zwölf Prozent (rund 1,2 Millionen) gaben an, von Anfang an nur einen vorübergehenden Aufenthalt geplant zu haben. Weitere 30 Prozent – also rund 3 Millionen – sind unentschlossen.
Besonders bemerkenswert: 26 Prozent der Befragten – hochgerechnet etwa 2,6 Millionen Menschen – haben im vergangenen Jahr konkret über eine Ausreise nachgedacht. Drei Prozent (etwa 300.000 Menschen) verfolgen diesen Schritt bereits aktiv.
Die Studie zeigte auch:
- Männer äußern häufiger den Wunsch auszuwandern als Frauen
- Geflüchtete sowie Migranten, die im Rahmen des Familiennachzugs nach Deutschland gekommen sind, möchten tendenziell eher bleiben
- EU-Bürger:innen und Personen mit unbefristetem Aufenthaltsstatus denken häufiger über eine Ausreise nach
- Hochqualifizierte Migrant:innen sowie solche mit guten Deutsch- und Englischkenntnissen wollen Deutschland eher verlassen
- Erwerbstätige – insbesondere mit hohem Einkommen – überlegen häufiger, nur vorübergehend in Deutschland zu bleiben
Bisher hat nur rund ein Fünftel der ausreisewilligen Migrant:innen konkrete Schritte zur Auswanderung eingeleitet. Von diesen zeigt etwa ein Fünftel den Wunsch, langfristig nach Deutschland zurückzukehren. Ein Drittel schließt eine Rückkehr hingegen aus, während rund die Hälfte noch unentschlossen ist.
Warum wollen Migrantinnen und Migranten aus Deutschland abwandern?
Die Gründe, warum Migrantinnen und Migranten Deutschland wieder verlassen wollen, sind vielfältig. An erster Stelle werden politische Unzufriedenheit sowie persönliche bzw. familiäre Gründe genannt. Aber auch der Umgang mit einer oft als belastend empfundenen Bürokratie sowie hohe Steuerabgaben gehören dazu.
Geflüchtete nennen zusätzlich Erfahrungen mit Diskriminierung als wichtigen Grund Deutschland verlassen zu wollen.
“Abwanderungsabsichten entstehen nicht zufällig”, sagte IAB-Forscherin Katia Gallegos-Torres bei der Präsentation der Studie. “Sie spiegeln ein Zusammenspiel individueller Lebenslagen, sozialer Teilhabe und sozialer Rahmenbedingungen wider.”
Das bedeutet: Wo Zugehörigkeit und ein echtes Willkommensgefühl fehlen, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen sich für einen Wegzug entscheiden.
Warum ist der Familiennachzug nach Deutschland aktuell so schwer?
Laut der Studie nannten viele Befragte familiäre Gründe als wichtigen Faktor für ihre Rückkehr ins Heimatland. Dies dürfte auch den aktuell in Deutschland sehr schwierigen Voraussetzungen für den Familiennachzug geschuldet sein.
Die neue Bundesregierung (CDU/CSU und SPD) plant, den Familiennachzug für subsidiär Schutzbedürftige für zwei Jahre auszusetzen. Doch auch für Inhaber eines Aufenthaltstitels gibt es zahlreiche Bedingungen, die erfüllt sein müssen, darunter:
- gültiger Aufenthaltstitel, der zum Familiennachzug berechtigt
- Nachweis über ausreichend Wohnraum (wenn gefordert)
- Nachweis zur Sicherung des Lebensunterhalts für sich selbst und die Familienangehörigen (wenn gefordert)
- ausreichender Krankenversicherungsschutz für sich und die Angehörigen
- Heiratsurkunde bei nachziehendem Ehegatten
- A1-Sprachkenntnisse beim nachziehenden Familienmitglied (wenn gefordert)
Unser Tipp: Lassen Sie sich einbürgern!
Mit einer Niederlassungserlaubnis oder einer Einbürgerung ist der Antrag für den Familiennachzug oft deutlich einfacher. Bei Migrando verfügen wir über jahrelange Erfahrung in den Bereichen Einbürgerung und Niederlassungserlaubnis. Kontaktieren Sie uns – wir helfen Ihnen dabei, Ihren Familiennachzug erfolgreich und unkomplizierter zu gestalten!
Der § 36 des AufenthG regelt als Aufenthaltsrecht den Nachzug zu Eltern und sonstigen Verwandten und bietet eine wichtige Möglichkeit für bestimmte Personengruppen, ihre Familienangehörigen nach Deutschland zu holen. ...
Gut integrierte Migranten wollen Deutschland besonders häufig verlassen
Besonders alarmierend: Laut Studie denken vor allem jene Migrantinnen und Migranten, die gut integriert, hochqualifiziert und wirtschaftlich erfolgreich sind, häufiger über eine Ausreise nach.
Migrantinnen und Migranten mit anerkannten Abschlüssen und guten Sprachkenntnissen – insbesondere aus Branchen wie IT, Finanzwesen oder technischen Dienstleistungen – äußern besonders häufig Wegzugsabsichten. Auch im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in Logistik und Produktion liegt die Quote über dem Durchschnitt.
Weg aus Deutschland – in welche Länder zieht es die Ausreisewilligen?
Während viele Migranten über eine Rückkehr in ihr Heimatland nachdenken – etwa nach Polen, Rumänien, die Türkei oder die Ukraine – ziehen andere eine Umzug in einen Drittstaat in Betracht. Hier stehen vor allem die Schweiz, die USA und Spanien auf der Liste der bevorzugten Länder der befragten Migranten.
Die Gründe unterscheiden sich dabei deutlich: Wer zurück ins Heimatland will, nennt häufig familiäre Bindungen als ausschlaggebend. Für die Weiterwanderung stehen vor allem berufliche Perspektiven und bessere wirtschaftliche Bedingungen im Fokus.
Wenn Sie eine Niederlassungserlaubnis für Fachkräfte erhalten haben oder erhalten wollen, dann sind Sie in der Regel bereits über einen längeren Zeitraum in Deutschland als Fachkraft tätig. Bei dieser Regel gibt es wenige Ausnahmefälle....
Fazit: Migration neu denken – Perspektiven schaffen
Für das Forschungsteam rund um Yuliya Kosyakova, Leiterin des IAB-Forschungsbereichs Migration, zeigt die Studie eindeutig: Es braucht ein Umdenken in der Migrationspolitik in Deutschland. “Es reicht nicht aus, den Zuzug [von Fachkräften, Anm. d. Red.] zu fördern. Deutschland muss ebenso in dauerhafte Bleibeperspektiven investieren”, so Kosyakova.
Dazu zählen unter anderem der Abbau struktureller Hürden, schnellere Verwaltungsprozesse und eine aktive Förderung sozialer Integration.
Die Studienergebnisse machen deutlich: Wer in Deutschland lebt, braucht nicht nur Arbeit, sondern auch Anerkennung, Teilhabe und Perspektiven.
