Zahl der Ausreisepflichtigen und Geduldeten sinkt
Im Interview mit der ARD sprach AfD-Chefin Alice Weidel kürzlich von 215.000 ausreisepflichtigen Syrern, die sich derzeit in Deutschland aufhalten sollen. Die offiziellen Zahlen zeichnen jedoch ein etwas differenzierteres Bild:
Zum Stichtag 31. Dezember 2024 lebten laut Bundesregierung rund 220.800 Menschen ohne offiziellen Aufenthaltstitel in Deutschland – davon 178.512 Personen mit einer Duldung und 42.296 Personen ohne Duldung.
Verglichen mit dem Höchststand im Jahr 2022 ist das ein Rückgang um mehr als 80.000 Menschen. Besonders deutlich gesunken ist die Zahl der sogenannten Geduldeten – also Menschen, deren Abschiebung aus rechtlichen oder humanitären Gründen vorübergehend ausgesetzt ist.
Ihre Zahl ging von rund 248.000 (2022) auf 178.500 zurück. Auch die Zahl der Personen ohne Duldung, die unmittelbar ausreisepflichtig sind, sank: von 56.000 auf 42.000.
Warum sinken die Zahlen?
Die Gründe sind vielfältig: Einerseits haben viele ehemals Ausreisepflichtige inzwischen einen legalen Aufenthaltsstatus – etwa durch eine Ausbildungsduldung, Beschäftigung, Familiennachzug oder den Erhalt humanitärer Aufenthaltstitel.
Andererseits setzte die ehemalige Bundesregierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz und Ex-Innenministerin Nancy Faeser auf eine Doppelstrategie: Abschiebungen konsequenter durchsetzen – aber gleichzeitig Maßnahmen schaffen, die Aufenthaltstitel, etwa für subsidiär Schutzberechtigte oder gut integrierte Geduldete, erleichtern sollten.
Voraussichtlich mehr Abschiebungen in 2025
Parallel zum Rückgang der Ausreisepflichtigen steigen die Zahlen der Abschiebungen: Laut einer Antwort des Bundestages auf eine Anfrage der Linksfraktion wurden im Jahr 2024 rund 20.000 Menschen abgeschoben – ein Anstieg gegenüber 13.000 im Jahr 2022.
Allein im ersten Quartal 2025 waren es 6.151 Personen, darunter 1.339 Frauen und 1.118 Minderjährige. Ende Juni 2025 waren es laut dpa, die sich auf Angaben des Bundesinnenministeriums beziehen, bereits fast 12.000 Menschen.
Im selben Zeitraum waren es in 2024 nur knapp 9.500 Abschiebungen. Hochgerechnet könnte die Zahl im Gesamtjahr 2025 auf fast 25.000 Abschiebungen steigen.
Insgesamt fanden 5.216 Abschiebungen per Flugzeug statt, 913 über Land, 22 über See. Rund ein Drittel davon waren sogenannte Dublin-Überstellungen in andere EU-Staaten.
Syrien und Afghanistan im Fokus
Trotz steigender Abschiebungen bleiben Syrien und Afghanistan sensible Themen. Deutschland schiebt derzeit nicht nach Syrien ab, da die Sicherheitslage als zu gefährlich gilt. Dennoch mehren sich politische Stimmen, die eine Rückkehr von Syrer – insbesondere Straftäter – fordern. CSU-Innenminister Alexander Dobrindt und CDU-Außenminister Johann Wadephul befürworten dies offen.
Die AfD hat zudem einen Antrag in den Bundestag eingebracht. Darin fordern sie einen Aufnahmestopp für Syrer sowie verstärkte Maßnahmen, um die Rückkehr der Menschen in das vom Assad-Regime befreite Land voranzutreiben. Der Bundestag wird am Donnerstag, 11. September 2025, erstmals darüber beraten.
Nach Afghanistan wurden hingegen bereits wieder Abschiebungen durchgeführt: Im Juli startete der zweite Rückflug seit der Machtübernahme durch die Taliban. An Bord waren 81 Männer, die laut BMI verurteilte Straftäter waren.
