Die positive Prognose
Die Bescheinigung, dass Sie den Lebensunterhalt für sich und Ihre Familie aufbringen können, ist neben den anderen Voraussetzungen die wichtigste Voraussetzung, um für eine deutsche Staatsbürgerschaft in Frage zu kommen. Diese wichtige Bedingung ist in § 10 des Staatsangehörigkeitsgesetzes festgeschrieben. Für die Behörden ist entscheidend, herauszufinden, ob Sie nach der Vergabe des deutschen Passes und für die Zukunft Ihren Lebensunterhalt und den Lebensunterhalt Ihrer Familie sichern können.
Einkommensnachweis als Alleinstehender
Als alleinstehender und unverheirateter Mensch ohne Kinder gelten für Sie andere Kriterien als für Menschen, die verheiratet sind und Kinder haben. Sie können damit rechnen, dass Sie weniger Verdienst nachweisen müssen, als verheiratete Menschen oder Menschen mit Kindern. Je mehr Familienmitglieder vorhanden sind, für die Sie unterhaltspflichtig sind, desto mehr Einkommen müssen Sie letztlich vorweisen, um eine positive Prognose von den Behörden für eine Einbürgerung zu erhalten.
Sie können als Alleinstehender davon ausgehen, dass Sie circa. 1500 Euro brutto Verdienst nachweisen müssen. Diese Summe kann variieren und je nach Behörde eventuell ein wenig höher, aber auch ein wenig niedriger ausfallen
Verdienstnachweis als verheiratetes Paar
Als verheirateter Mensch müssen Sie nicht nur belegen, dass Sie für sich, sondern auch für Ihre Ehefrau oder Ihren Ehemann finanziell aufkommen können. Entsprechend steigt die Summe, die Sie als Verdienst nachweisen müssen gegenüber einer alleinstehenden Person.
Einkommensnachweis als Paar mit Kind
Als verheirateter Mensch mit Kind müssen Sie neben dem Nachweis, dass Sie für Ihren Lebensunterhalt auskommen, belegen, dass Sie auch für den Lebensunterhalt Ihres Ehepartners und Ihres Kindes aufkommen. Auch hier gilt wieder: je mehr Familienangehörige, für die Sie mit aufkommen müssen, desto höher ist das Einkommen, welches Sie gegenüber der Behörde bescheinigen müssen. Die Summe ist also höher als bei verheirateten Personen ohne Kind.
Wann bekomme ich die deutsche Staatsbürgerschaft?
Weitere Kriterien der Behörden
Kein Geld vom Jobcenter oder Sozialamt
Generell gilt: Wenn Sie kein Geld vom Sozialamt oder vom Jobcenter bekommen, dann haben Sie generell bessere Chancen auf die deutsche Staatsbürgerschaft. Wichtig ist, dass man keine Sozialhilfe, Hartz 4 oder Sozialgeld bezieht. Wenn Sie Geld vom Sozialamt oder Jobcenter beziehen, dann können Sie im Prinzip nicht deutscher Staatsbürger werden.
In diesem Fall müssen Sie belegen, dass Sie aus betrieblichen Gründen gekündigt wurden und müssen nachweisen, dass Sie sich anstrengen, eine neue Arbeit zu finden. Ein anderer wichtiger Grund kann sein, dass Sie auf Ihre kleinen Kinder aufpassen müssen und darum noch nicht wieder arbeiten können. Es muss jedoch für die Behörde ersichtlich und klar sein, dass Sie arbeiten wollen und ein Eintritt in die Arbeitswelt perspektivisch eine positive Prognose hat.
Ihr Wohnort ist mitentscheidend
Neben Ihrem Familienstand ist Ihr Wohnort sehr entscheidend für die Bemessung der Höhe der Summe, die Sie als Verdienst bei der Behörde angeben müssen. In München zahlt man beispielsweise für die Miete ganz andere Summen als in einer Stadt wie Cottbus oder Rostock. Wie teuer der Lebensstandard in der jeweiligen Stadt ist, fließt auch in die Berechnung mit ein, wie viel Einkommen Sie am Ende bei der Behörde vorlegen müssen und hat einen Einfluss auf Ihre positive oder negative Prognose.
Was berechnen die Behörden als Einkommen?
Auf der Webseite des Beauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration der Bundesregierung ist genau festgelegt, welche Summen in das Einkommen fallen. Neben dem Einkommen aus der Berufstätigkeit fällt auch Einkommen als Unternehmer in den Begriff und auch möglicher Unterhalt, wenn Sie geschieden sind und Geld von Ihrem Partner bekommen müssen, fließt in das Einkommen ein.
Leistungen ohne Einfluss auf die Einbürgerung
Ob Sie Kindergeld, Arbeitslosengeld 1 oder BAföG erhalten, hat keinen Einfluss auf Ihren Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft. Sie können ohne Probleme diese Leistungen beziehen und dennoch Ihren Antrag stellen. Diese Leistungen fließen nicht in die Beurteilung der Behörde mit ein und beeinflussen nicht die Prognose, die Ihnen die Behörden für die Zukunft stellen.
Vergleich mit anderen Staaten
Die Anforderungen für eine deutsche Staatsbürgerschaft sind in vielen Staaten unterschiedlich. Manche Staaten haben ein ähnliches Konzept wie in Deutschland und orientieren sich an der grundsätzlichen Sicherung des Lebensunterhalt, andere Staaten geben klare Summen vor, die man bei einer verdienen muss, damit man den Nationalpass des Aufenthaltslandes erhält.
Einkommensanforderungen in den USA
In den USA schreibt die Historical Poverty Guideline der US-Regierung genau vor, wie viel jemand verdienen muss, damit er für den Erhalt des amerikanischen Passes in Frage kommt. Entscheidend bei der Berechnung der Summe ist die Größe des Haushalts.
Je mehr Menschen sich im Haushalt befinden, desto höher die Summe, die bei der Einbürgerung als Verdienst belegt werden muss. Eine Einzelperson muss laut neuesten Angaben der US-Regierung von 2023 ein Verdienst von 14.580 US-Dollar haben. Für jede weitere Person werden zusätzlich 5.140 US-Dollar fällig. Ein Ehepaar muss beispielsweise ein Verdienst von 19.720 US-Dollar nachweisen und eine Familie mit zwei Kindern ein Einkommen von 30.000 US-Dollar.
Einkommensanforderungen in Kanada
In Kanada gibt es ein vergleichbares System wie in Deutschland was die Einkommensanforderungen bei einer Beantragung der Staatsangehörigkeit angeht. Es wird ähnlich wie in Deutschland genau kontrolliert, ob der Antragsteller in der Lage ist, in Zukunft alleine für sich und seine Familie aufzukommen und den Lebensunterhalt zu sichern. Anhand dieses Systems wird eine positive oder negative Prognose gestellt. Entscheidend ist, dass der Antragsteller in der Lage ist, finanziell für sich und seine Familie zu sorgen.
Einkommensanforderungen in Großbritannien
In Großbritannien gilt ein ähnliches System wie in den USA. Entscheidend bei der Bemessung, wie viel Einkommen bei der Beantragung der Staatsbürgerschaft vorgezeigt werden muss, ist die Größe des jeweiligen Familienhaushalts. Eine Einzelperson als Antragsteller musste der Joseph Rowntree Foundation zufolge 2022 ein Einkommen von 25.500 Pfund nachweisen. Eine Familie mit zwei Kindern kommt auf eine Summe von 43.400 Pfund, die belegt werden muss.
Was ist die Einbürgerung?
Die Einbürgerung ist der Schritt um den deutschen Pass und die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. Mit der deutschen Staatsbürgerschaft sind Sie gegenüber anderen deutschen Staatsbürgern gleichgestellt und haben die gleichen Rechte und Pflichten wie jeder Deutsche.
Die deutsche Staatsbürgerschaft ist nach der Niederlassungserlaubnis der letzte Schritt zu einem dauerhaften Verbleib in Deutschland und Ihre Sicherheit, Ihr Leben langfristig in Deutschland führen zu können. Wie lange der Prozess der Beantragung und Bearbeitung dauert, kommt unter anderem darauf an, wie schnell bei den Behörden Ihr Antrag bearbeitet wird und wie vollständig Ihre Unterlagen sind. Mit Unterstützung eines Rechtsanwalts ist die Dauer der Einbürgerung erfahrungsgemäß kürzer. Ohne einen Rechtsanwalt kann ein Antrag auch jahrelang gehen.
Was müssen Sie für eine Einbürgerung mitbringen?
Die korrekte Aufenthaltsdauer
Die Voraussetzungen für eine Einbürgerung sind klar festgelegt. Generell gilt, dass Sie sich für eine Einbürgerung mindestens 8 Jahre rechtmäßig in Deutschland aufgehalten haben müssen. Ein rechtmäßiger Aufenthalt bedeutet, dass Sie während Ihres Aufenthaltes im Besitz eines befristeten oder unbefristeten Aufenthaltsrechts waren. Eine Duldung gehört nicht dazu. Es gibt Ausnahmen, mit denen sie ab 7, 6 oder 3 Jahren eingebürgert werden können. Diese treffen aber nur auf eine begrenzte Zahl von Menschen zu.
Eine geklärte Identität
Damit Sie für eine Einbürgerung in Frage kommen, ist es notwendig, dass Ihre Identität und damit Ihre Staatsbürgerschaft geklärt ist. In manchen Fällen ist es nicht möglich, eine Bestätigung der Identität und damit der Staatsbürgerschaft zu bekommen. Manche Herkunftsländer stellen keine Nationalpässe her. In diesem Fall ist es nicht Ihre Schuld, dass Sie nicht im Besitz eines Nachweises sind. Sie müssen dann alternative Dokumente wie Geburtsurkunden, Führerscheine oder Heiratsurkunden vorlegen. Dort muss stehen wann Sie geboren sind und welche Nationalität Sie besitzen
Abgabe der Staatsbürgerschaft des Herkunftslandes
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Abgabe der Staatsbürgerschaft des Heimatlandes. Eigentlich kennt Deutschland keine doppelten Staatsbürgerschaften. Hier gibt es jedoch auch viele Ausnahmen, beispielsweise wenn eine doppelte Staatsbürgerschaft automatisch eintritt, weil man von der Staatsbürgerschaft des Herkunftslandes nicht zurücktreten kann.
Loyalitätserklärung, Integrationstest und Sprachkenntnisse
Für eine erfolgreiche Einbürgerung müssen Sie eine unterschriebene Loyalitätserklärung vorweisen, den Integrationstest erfolgreich bestanden haben und über Sprachkenntnisse des Niveaus B1 verfügen. Bei den Sprachkenntnissen gibt es neben einem Kursbesuch alternative Möglichkeiten der Bescheinigung, wie z.B Schulaufenthalte.
Keine Vorstrafen
Eine wichtige Voraussetzung für eine Einbürgerung ist, dass sie keine Gefängnisstrafen erhalten haben und nicht wegen einer Straftat zu einer Geldstrafe von weit mehr als 90 Tagessätzen verurteilt worden sein.
Warum ist die Einbürgerung sinnvoll?
Die Einbürgerung bringt sehr viele Vorteile für einen ausländischen Bürger. Der deutsche Pass gehört zu den stärksten und mächtigsten Pässen der Welt und die deutsche Staatsbürgerschaft ermöglicht den Zugang zu den Rechten und Pflichten eines deutschen Staatsbürgers und automatisch eines EU-Bürgers
Vorteil Reisefreiheit
Mit dem deutschen Pass können Sie in über 190 Länder visafrei einreisen. Sie brauchen sich mit einem deutschen Pass nie wieder Sorgen machen, in Ihr Herkunftsland abgeschoben zu werden und können, so oft Sie es wollen, aus Deutschland ausreisen und wieder einreisen. Sie haben auch mehr Bewegungsfreiheit und können das Recht auf freie Entfaltung wahrnehmen. Dieses Recht gibt Ihnen die Möglichkeit, in Deutschland, aber auch in der EU, Ihren Lebensmittelpunkt zu wechseln und frei zu entscheiden, welchen Beruf Sie ausüben und bei welchem Arbeitgeber.
Nutzen: Politische Rechte und Pflichten
Mit der deutschen Staatsbürgerschaft haben Sie das Recht auf Versammlungsfreiheit und können an Versammlungen teilnehmen, wie es jeder andere deutsche Staatsbürger kann. Auch die Vereinigungsfreiheit steht für Sie offen und Sie haben die Möglichkeit, Mitglied in einer politischen Partei zu werden oder eine politische Partei zu gründen. Auch die Kandidatur für politische Ämter ist mit der deutschen Staatsbürgerschaft möglich. Außerdem haben Sie das Recht, an jeder in Deutschland stattfindenden Wahl teilzunehmen und sind wahlberechtigt.
Gewinn: Planungssicherheit und Soziale Sicherheit
Mit dem deutschen Pass haben Sie mehr Planungssicherheit und können Ihr Leben in Deutschland langfristig planen. Die Angst, irgendwann doch wieder ins Herkunftsland zurück zu müssen, fällt weg. Der deutsche Pass bringt auch eine soziale Sicherheit. Sie können immer wieder nach Deutschland zurückkehren und die Vorzüge des deutschen Staates mit seinem Gesundheitssystem nutzen. Dieses Recht haben Sie als Deutscher Ihr ganzes Leben lang.
Fazit
Beim Einkommensnachweis für die Einbürgerung gibt es verschiedene wichtige Dinge zu beachten. Diese sind für Sie hier nochmals zusammengefasst:
- Alleinstehende Menschen müssen ein geringeres Einkommen nachweisen als Verheiratete oder Personen mit Kindern.
- Je größer Ihr Familienhaushalt ist, desto höher muss Ihr Einkommen sein.
- Ohne Geld vom Jobcenter und vom Sozialamt ist eine positive Prognose wahrscheinlicher.
- Ihr Wohnort ist mitentscheidend für die Höhe des nötigen Einkommens.
- BAföG, Kindergeld und Arbeitslosengeld 1 haben keinen Einfluss auf die Prognose der Behörden.
Sie haben noch Fragen?
FAQ – Alle Fragen und Antworten über den Einkommensnachweis bei der Einbürgerung
Die Höhe des Einkommens ist nicht genau festgelegt. Entscheidend ist, dass Sie für sich und für Ihre Familie den Lebensunterhalt sichern können. Als Alleinstehender kann man mit einem Einkommensnachweis von circa. 1.500 Euro brutto rechnen. Je größer der Haushalt, desto höher die Summe, die man bei den Behörden nachweisen muss.
Leistungen vom Jobcenter oder Sozialamt erschweren eine Einbürgerung. Man muss in diesem Fall nachweisen, dass man ernsthaft auf der Suche nach Arbeit ist und aus betriebsbedingten Gründen gekündigt wurde. Am Ende entscheiden die Behörden, ob trotzdem für Sie eine positive Prognose erfolgt.
Kindergeld und BAföG haben als Leistungen keinen negativen Einfluss auf die Einkommensprognose der Behörden und sind kein Grund, Ihnen die Einbürgerung zu verweigern.
Es hat keinen negativen Einfluss, wenn Sie Arbeitslosengeld 1 beziehen und wirkt sich nicht auf die Berechnung Ihrer Einkommensprognose aus. Für die Einbürgerung spielen diese Bezüge keine Rolle.
Das nachweisbare Einkommen wird auch an den Lebenshaltungskosten Ihres Wohnortes mitgemessen. Die Miete einer Wohnung in München oder Hamburg ist höher als beispielsweise in Cottbus, Gelsenkirchen oder Wilhemshaven. Entsprechend höher ist dann auch die Summe, die Sie zur Sicherung des Lebensunterhalts nachweisen müssen.